Kursiv Platform Logokursiv.

Zuerst wer, dann was

Christoph Nißle 2.9.2025 • Lesezeit: 3 min
|

Stell dir vor, du stehst am Anfang einer neuen beruflichen Initiative – sei es ein Projekt, eine Gründung oder ein Thema, auf das du lange gewartet hast.

Du freust dich riesig. Endlich haben deine Vorgesetzten dein Potenzial erkannt und die Chance, deinen Traum zu verwirklichen, ist da.

Du startest hoffnungsvoll in den Tag, bist voller Ideen und kannst es kaum erwarten, loszulegen.

Als du den Raum für den Kick-off betrittst, siehst du zum ersten Mal deine zukünftigen Kolleginnen und Kollegen.

Wie ein Blitz schießt es dir in den Kopf und die Magengrube: „Oh Gott, wie soll das denn funktionieren? Warum gerade diese Leute?“

Die richtigen Leute im Bus

Diese Situation, so unbequem sie auch sein mag, verdeutlicht ein zentrales Prinzip aus Jim Collins' Buch „Good to Great“:

„First Who… Then What“. Collins stellte fest, dass erfolgreiche Führungskräfte nicht damit beginnen, Visionen oder Strategien zu entwickeln. Stattdessen konzentrieren sie sich zuerst darauf, die richtigen Leute in den Bus zu holen, die falschen Leute aus dem Bus zu entfernen und die richtigen Leute auf die richtigen Plätze zu setzen. Erst danach entscheiden sie, wohin die Fahrt gehen soll.

Intuition und Motivation

Das Gefühl der Beklemmung, das du in der beschriebenen Situation erlebst, wäre laut Collins ein klares Warnzeichen, dass die Initiative von Grund auf falsch angegangen wird.

Dieses Prinzip gilt auch im Erfolg: Wenn die „richtigen Leute“ an Bord sind, spürt man nicht einmal, wie sich die Aufgaben oder die Richtung ändern, weil das Team so stark ist, dass es gemeinsam jede Herausforderung meistern kann. Ein häufiger Spruch in solchen Teams ist: „Der Job ist mir egal – selbst wenn wir gemeinsam Holz hacken. Hauptsache, wir sind die richtigen Leute.“

Daraus ergibt sich eine wichtige Erkenntnis für Führungskräfte: Die zentrale Frage lautet nicht „Wie motiviere ich meine Teammitglieder?“, sondern vielmehr „Wie demotiviere ich sie nicht?“.

Collins würde argumentieren, dass es in dem beschriebenen Szenario sogar völlig legitim wäre, das Projekt nicht zu starten, da die notwendige Energie für den Erfolg wahrscheinlich nicht aufkommen würde und die Umsetzung darunter leiden wird.

Collins' Lösung

Laut Collins gibt es eine klare Vorgehensweise, um von gut zu großartig zu gelangen:

  • Hole die richtigen Leute an Bord: Finde Mitarbeiter, die die erforderlichen Werte und die intrinsische Motivation mitbringen, um diszipliniert voranzukommen. Die richtigen Leute helfen nicht nur, eine großartige Vision umzusetzen, sie sind entscheidend dafür, sie überhaupt zu erschaffen.

  • Wirf die falschen Leute über Bord: Dies ist oft der schwierigste, aber auch der wichtigste Schritt. Es ist den motivierten Mitarbeitern gegenüber unfair, Personen im Team zu behalten, die es ausbremsen oder eine schlechte Einstellung verbreiten.

  • Bring die richtigen Leute an die richtigen Plätze: Sobald du ein Team aus den richtigen Leuten zusammengestellt hast, besteht deine Führungsaufgabe darin, sie in jene Rollen zu bringen, die ihren Stärken, Talenten und Leidenschaften am besten entsprechen.

Fazit

Obwohl es sich hierbei um ein sehr stark vereinfachtes Modell handelt, das viele Aspekte der modernen Organisationsentwicklung außer Acht lässt, kann die Grundidee ein wertvoller Baustein sein, um zu verstehen, warum manche Produkte oder Initiativen erfolgreich sind und andere nicht.

Und wenn es nur dazu führt, dass die Menschen natürlich eine Rolle spielen, wenn nicht sogar die größte - und nicht nur alle anderen Faktoren.

Auch andere Studien, wie die im Buch „Tribal Leadership“, stützen diese These. Manchmal ist der entscheidende Faktor für den Aufbau erfolgreicher Produkte, die richtigen Leute auf den richtigen Positionen zu haben.

|

Kommentare

Was denkst du?

Melde dich an um deine Gedanken zu teilen.

Geschrieben von Christoph Nißle

Veröffentlicht am: 2.9.2025
Profil ansehen

Gefangen im Selbstoptimierungsloop. Immer zwischen Technologie, Menschen, Organisationen und Business.

Wolltest du auch schon mal einen Artikel schreiben?

Beliebte Stories auf Kursiv

Strategie trifft Nachhaltigkeit - oder -Warum ist ein Business Netzwerk der schlüssel zum Nachhaltigen Erfolg

Business Networking: Der Schlüssel zu langfristigem Erfolg

Dittmar Wilfling 24.3.2025 Lesezeit: 3 min

Das Geldsystem

ZITAT DER GEBRÜDER ROTHSCHILD ZUM GELDSYSTEM VON 1863:

B M K 29.2.2024 Lesezeit: 3 min

Bilder sagen mehr als tausend Worte

Mit Worten lässt sich einiges kommunizieren, aber leider nicht alles. Deshalb freut es mich, dass Kursiv ab heute auch Bilder unterstützt. Damit kann der Text etwas untermalt werden und auch Anleitungen zu gewissen Themen lassen sich jetzt hier umsetzen. Man findet aktuell 2 verschiedene Möglichkeiten Bilder hochzuladen. Es gibt jetzt ein Profilbild und es lassen sich Bilder im Fließtext in deinen Stories hinzufügen.

Robin Ostner 21.1.2024 Lesezeit: 4 min

1-07/06 kleines Erwachen

Wenn man in einer fremden Stadt durch die Straßen schlendert und jede Straße, jeder Platz neu und genau deswegen so flüchtig ist, dann gibt es diesen Moment in dem man aus einer neuen Richtung wieder auf einen altbekannten Weg zurückfindet - es fühlt sich an wie ein kleines Erwachen.

JG

Jo Goe 8.6.2025 Lesezeit: 1 min

Strategie trifft Nachhaltigkeit - oder: Nachhaltigkeitsstrategie für StartUps: Sinnvoll oder Überbewertet?

Nachhaltigkeit für StartUps? Bist du verrückt, da besteht ja kein Markt. So oder so ähnlich waren die Reaktionen meines Umfeldes, als ich meine Firma, Environdly (https://www.environdly.com), gegründet habe. Immerhin scheint es auf den ersten Blick für viele frischgebackene Gründer einem Luxusproblem zu sein – wie etwas, um das man sich kümmern kann, wenn die Firma erst einmal läuft. Wer hat denn auch Zeit, sich Gedanken über CO₂-Bilanzen Lieferketten und Prozesse Gedanken zu machen, wenn man gerade versucht, die ersten Kunden zu gewinnen, das Produkt zu verbessern und irgendwie schwarze Zahlen zu schreiben? Ich war immer schon der Überzeugung, und damit bin ich nicht allein, dass diese Gedanken zu kurz gegriffen sind. Die Frage muss lauten, „Wer hat das Geld und die Zeit die Prozesse nicht von Anfang an zu optimieren und Nachhaltigkeit neu zu denken?“. Wenn der Laden mal läuft, erweist es sich häufig al schwierig und kostenintensiv Prozesse und Strukturen neuzudenken und zu gestalten. Außerdem ist ernstgenommene Nachhaltigkeit schon lang mehr kein Nice-to-have sondern zusehends ein Must-have und kann der entscheidender Erfolgsfaktor sein, der Startups den entscheidenden Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern gibt.

Dittmar Wilfling 12.11.2024 Lesezeit: 8 min

Neues Jahr - Neues Leben? Neue Rituale zu Gewohnheiten werden lassen.

Zu Neujahr werden besonders gerne gute Vorsätze gefasst: Mehr Sport, gesünder Essen, abnehmen, kein Alkohol, kein Rauchen… die Liste kann endlos so weiter gehen.

Anja Groß 14.1.2024 Lesezeit: 4 min