Zuerst wer, dann was

Stell dir vor, du stehst am Anfang einer neuen beruflichen Initiative – sei es ein Projekt, eine Gründung oder ein Thema, auf das du lange gewartet hast.
Du freust dich riesig. Endlich haben deine Vorgesetzten dein Potenzial erkannt und die Chance, deinen Traum zu verwirklichen, ist da.
Du startest hoffnungsvoll in den Tag, bist voller Ideen und kannst es kaum erwarten, loszulegen.
Als du den Raum für den Kick-off betrittst, siehst du zum ersten Mal deine zukünftigen Kolleginnen und Kollegen.
Wie ein Blitz schießt es dir in den Kopf und die Magengrube: „Oh Gott, wie soll das denn funktionieren? Warum gerade diese Leute?“
Die richtigen Leute im Bus
Diese Situation, so unbequem sie auch sein mag, verdeutlicht ein zentrales Prinzip aus Jim Collins' Buch „Good to Great“:
„First Who… Then What“. Collins stellte fest, dass erfolgreiche Führungskräfte nicht damit beginnen, Visionen oder Strategien zu entwickeln. Stattdessen konzentrieren sie sich zuerst darauf, die richtigen Leute in den Bus zu holen, die falschen Leute aus dem Bus zu entfernen und die richtigen Leute auf die richtigen Plätze zu setzen. Erst danach entscheiden sie, wohin die Fahrt gehen soll.
Intuition und Motivation
Das Gefühl der Beklemmung, das du in der beschriebenen Situation erlebst, wäre laut Collins ein klares Warnzeichen, dass die Initiative von Grund auf falsch angegangen wird.
Dieses Prinzip gilt auch im Erfolg: Wenn die „richtigen Leute“ an Bord sind, spürt man nicht einmal, wie sich die Aufgaben oder die Richtung ändern, weil das Team so stark ist, dass es gemeinsam jede Herausforderung meistern kann. Ein häufiger Spruch in solchen Teams ist: „Der Job ist mir egal – selbst wenn wir gemeinsam Holz hacken. Hauptsache, wir sind die richtigen Leute.“
Daraus ergibt sich eine wichtige Erkenntnis für Führungskräfte: Die zentrale Frage lautet nicht „Wie motiviere ich meine Teammitglieder?“, sondern vielmehr „Wie demotiviere ich sie nicht?“.
Collins würde argumentieren, dass es in dem beschriebenen Szenario sogar völlig legitim wäre, das Projekt nicht zu starten, da die notwendige Energie für den Erfolg wahrscheinlich nicht aufkommen würde und die Umsetzung darunter leiden wird.
Collins' Lösung
Laut Collins gibt es eine klare Vorgehensweise, um von gut zu großartig zu gelangen:
Hole die richtigen Leute an Bord: Finde Mitarbeiter, die die erforderlichen Werte und die intrinsische Motivation mitbringen, um diszipliniert voranzukommen. Die richtigen Leute helfen nicht nur, eine großartige Vision umzusetzen, sie sind entscheidend dafür, sie überhaupt zu erschaffen.
Wirf die falschen Leute über Bord: Dies ist oft der schwierigste, aber auch der wichtigste Schritt. Es ist den motivierten Mitarbeitern gegenüber unfair, Personen im Team zu behalten, die es ausbremsen oder eine schlechte Einstellung verbreiten.
Bring die richtigen Leute an die richtigen Plätze: Sobald du ein Team aus den richtigen Leuten zusammengestellt hast, besteht deine Führungsaufgabe darin, sie in jene Rollen zu bringen, die ihren Stärken, Talenten und Leidenschaften am besten entsprechen.
Fazit
Obwohl es sich hierbei um ein sehr stark vereinfachtes Modell handelt, das viele Aspekte der modernen Organisationsentwicklung außer Acht lässt, kann die Grundidee ein wertvoller Baustein sein, um zu verstehen, warum manche Produkte oder Initiativen erfolgreich sind und andere nicht.
Und wenn es nur dazu führt, dass die Menschen natürlich eine Rolle spielen, wenn nicht sogar die größte - und nicht nur alle anderen Faktoren.
Auch andere Studien, wie die im Buch „Tribal Leadership“, stützen diese These. Manchmal ist der entscheidende Faktor für den Aufbau erfolgreicher Produkte, die richtigen Leute auf den richtigen Positionen zu haben.
Kommentare
Was denkst du?
Melde dich an um deine Gedanken zu teilen.
Geschrieben von Christoph Nißle
Veröffentlicht am: 2.9.2025Profil ansehen
Gefangen im Selbstoptimierungsloop. Immer zwischen Technologie, Menschen, Organisationen und Business.
Mehr Stories von Christoph Nißle
Das Stockdale Paradox: Ein Framework um Schwierigkeiten zu überstehen
Mein Arbeitstag ist zu Ende. Der Kopf raucht. Ich muss raus.
3.9.2025 • Lesezeit: 5 min
Erfolgreiche Produkte mit den richtigen Leuten
Auf irgendeinem Weg haben wir es geschafft. Wir haben die richtigen Leute an Board geholt und uns über mühsame Wege von den "falschen" getrennt.
3.9.2025 • Lesezeit: 5 min
Beliebte Stories auf Kursiv
Strategie trifft Nachhaltigkeit - oder -Warum ist ein Business Netzwerk der schlüssel zum Nachhaltigen Erfolg
Business Networking: Der Schlüssel zu langfristigem Erfolg

Dittmar Wilfling • 24.3.2025 • Lesezeit: 3 min
Das Geldsystem
ZITAT DER GEBRÜDER ROTHSCHILD ZUM GELDSYSTEM VON 1863:

B M K • 29.2.2024 • Lesezeit: 3 min
Bilder sagen mehr als tausend Worte
Mit Worten lässt sich einiges kommunizieren, aber leider nicht alles. Deshalb freut es mich, dass Kursiv ab heute auch Bilder unterstützt. Damit kann der Text etwas untermalt werden und auch Anleitungen zu gewissen Themen lassen sich jetzt hier umsetzen. Man findet aktuell 2 verschiedene Möglichkeiten Bilder hochzuladen. Es gibt jetzt ein Profilbild und es lassen sich Bilder im Fließtext in deinen Stories hinzufügen.


Robin Ostner • 21.1.2024 • Lesezeit: 4 min

1-07/06 kleines Erwachen
Wenn man in einer fremden Stadt durch die Straßen schlendert und jede Straße, jeder Platz neu und genau deswegen so flüchtig ist, dann gibt es diesen Moment in dem man aus einer neuen Richtung wieder auf einen altbekannten Weg zurückfindet - es fühlt sich an wie ein kleines Erwachen.
Jo Goe • 8.6.2025 • Lesezeit: 1 min
Hey!
Hey!

Vincent Fey • 17.12.2024 • Lesezeit: 12 min

Wege zur Spitzenklasse
Ich bin Opernsängerin - oder lieber - ich habe Operngesang studiert. Was ich tue ist, zu singen. Das ist etwas, was ich immer überall tuen kann. Meine Stimme - mich, meinen Körper - habe ich immer dabei. Mein Körper ist mein Schneckenhaus, welchen ich immer und überall mit mir habe. Ein Laden auf zwei Beinen. Mein zu Hause UND mein Laden.
Lightning Star • 12.12.2024 • Lesezeit: 6 min