Von Haindorf zum Heiligenhof: Eine Reise durch (Sudeten-) deutsch-tschechische Begegnungen
20. 11. 2024
Alles begann mit einem regnerischen Morgen in dem historischen Kloster in Haindorf. Das Gespräch mit Philipp Dippl, dem Bildungsreferenten des Heiligenhofs und mir Henry Ertner, entwickelte sich zu einer Chance, die meine Forschungsarbeit in einen interessanten Kontext stellen sollte. Seine spontane Einladung, beim Seminar „Deutsch-tschechische Wechselbeziehungen“ im Heiligenhof zu referieren, erwies sich als Glücksfall.
Begegnungen im Heiligenhof
Die Novembertage im Heiligenhof waren intensiv und bereichernd. Die parkähnliche Anlage mit ihrer historischen Villa bot den perfekten Rahmen für tiefgehende Gespräche und neue Erkenntnisse. Besonders beeindruckt hat mich die Atmosphäre des Hauses – eine gelungene Mischung aus wissenschaftlichem Austausch und persönlichen Begegnungen.
Die Geschichte des Heiligenhofs ist eng mit der (sudeten-) deutsch-tschechischen Geschichte verwoben. Seit 1952 entwickelte sich die Einrichtung unter der Trägerschaft der Sudetendeutschen Landsmannschaft respektiver der Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk zu einer modernen Bildungsstätte, die Tradition mit zeitgemäßer Bildungsarbeit verbindet.
Unter der Leitung von Steffen Hörtler hat sich der Heiligenhof zu einem modernen Bildungszentrum entwickelt, das Geschichte und Gegenwart verbindet. Das vielfältige Programm umfasst Seminare, Workshops und Begegnungen, die sich mit deutsch-tschechischen Beziehungen, europäischer Integration und aktuellen gesellschaftlichen Fragen beschäftigen. Dabei wird besonderer Wert auf den generationenübergreifenden Dialog gelegt.
Das Wochenseminar „Deutsch-tschechische Wechselbeziehungen – grenzüberschreitende Konzepte und Projekte“ vom 12. bis 15. November 2024 spiegelt die Kernaufgabe des Heiligenhofs wider. Mein Vortrag über meine laufende Dissertation „Deutsch als „Heritage Language“ im Riesengebirge“ stieß auf Interesse.
Als Enkel deutscher Großeltern, die nach 1945 im Riesengebirge blieben, konnte ich nicht nur die Forschungszwischenergebnisse präsentieren, sondern auch persönliche Erfahrungen einbringen. Die anschließende Diskussion zeigte, wie viele Menschen ähnliche Geschichten in ihren Familien kennen.
Vielfältige Perspektiven, gemeinsame Geschichte
Die Vorträge der anderen Referenten eröffneten neue Blickwinkel auf die (sudeten-) deutsch-tschechischen Beziehungen. Dr. Jan Kvapils Einblicke in die Geschichte von Vorderzinnwald, Rudolf Hartauers Präsentation über die Zeitschrift „Der Böhmerwald„, Ingrids Sauer Grenzüberschreitende Aktivitäten des Sudetendeutschen Archivs nach Tschechien, Richard Šulko Vom „Bund der Deutschen in Böhmen“ die Egerländer in Westböhmen, eine gut sichtbare Minderheit, Werner Honal: Spuren deutscher Geschichte in tschechischen Archiven, Christina Meinusch: Erinnerungen an Heimat fern der Heimat – Was Friedhöfe über die deutsch-tschechische Geschichte erzählen, Dr. Ortfried Kotzian: Deutsche und Tschechen – eine schwierige Nachbarschaft in Mitteleuropa, Cornelius von der Heyden: „Durch Erinnern Zukunft gestalten“ – Ein grenzüberschreitendes Schülerprojekt – jeder Beitrag fügte dem Gesamtbild wichtige Facetten hinzu.
Heiligenhof, Ein Ort des lebendigen Austauschs
Der Heiligenhof erwies sich als idealer Ort für diesen intensiven Austausch. Die gut ausgestatteten Seminarräume, die ausgezeichnete Verpflegung und nicht zuletzt die professionelle Organisation durch das gesamte Team schufen beste Voraussetzungen für konstruktive Gespräche und neue Verbindungen. An dieser Stelle möchte ich dem gesamten Team des Heiligenhofs herzlich danken. Die Einladung, meine Forschung einem so interessierten Publikum vorstellen zu dürfen, war eine besondere Ehre. Die professionelle Organisation und die warmherzige Atmosphäre haben maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen.
Brücken in die Zukunft
Das Seminar im Heiligenhof hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig der institutionalisierte (sudeten-) deutsch-tschechische Dialog ist. Die Kombination aus wissenschaftlichem Austausch und persönlichen Begegnungen schafft Verständigung über Grenzen hinweg. Dabei spielt der Heiligenhof als Bildungsstätte eine zentrale und unverzichtbare Rolle.
Deutsch Von Haindorf zum Heiligenhof: Eine Reise durch (Sudeten-) deutsch-tschechische Begegnungen
English From Haindorf to Heiligenhof: A Journey Through (Sudeten-) German-Czech Encounters
Česky Z Hejnic do Heiligenhofu: Cesta (sudeto-)německo- českými setkáními
Kommentare
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Melde dich an um deine Gedanken zu teilen.Geschrieben von Henry Ertner
Veröffentlicht am: 14.10.2025Profil ansehen
Als Böhme mit sudetendeutschen Wurzeln verkörpere ich die enge historische Verbindung zwischen der deutschen und der tschechischen Kultur. Das Erbe meiner sudetendeutschen und tschechischen Familie hat mein Verständnis für die komplexen sprachlichen und kulturellen Dynamiken zwischen beiden Ländern geprägt.
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