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Gedanken werden zu Worte, Worte zu Taten.

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Christian Naumann 19.4.2025 • Lesezeit: 7 min
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Dies ist mein allererster Blogartikel. Ich bin ziemlich nervös und die Gedanken schießen mir chaotisch durch den Kopf, doch ich muss anfangen zu schreiben. Ich bin eigentlich ein introvertierter Mensch der nicht jedem gleich seine Meinung und Ansichten auf die Nase bindet. Ich hab mein Leben lang Informationen aufgesogen wie ein Schwamm und hatte dennoch oft das Gefühl nichts zu Wissen. Nicht gut genug. Selbst nicht gut genug zu sein. Doch wenn ich in den letzten Jahren höre und sehe was in dieser Welt erzählt und in die Welt hinaus geschrien wird, denke ich mir, ich muss auch mal was dazu sagen. Kann nicht mehr still sein und nur Beobachter sein. Denn es macht mir Angst. Wie gegen anerkannte Medien und Wissenschaftliche Institutionen gehetzt wird und alles was vernünftig und faktenbasiert ist in frage gestellt wird. Alternative Fakten werden zur neuen Wahrheit und Hass und Ausgrenzung werden die neue Doktrin. Das schmerzt mein Herz und zerrt an den Nerven. Doch was hilft dagegen? Auch laut dagegen schreien? Demonstrieren? Das liegt leider nicht in meiner Art und wird meiner Meinung nach auch nicht beachtet. Nicht von denen die all den Mist in die Welt pusten und nicht von denen die in ihrer Filterblase festhängen. Ich bin der Meinung, wir müssen mit vernünftigem Content in der digitalen Welt dagegen halten. Das Feld nicht den Hetzern und Schwurblern überlassen und vor allem analysieren, wie es zu diesem Zweifel am bisher allgemeingültigen kommen konnte. Wie ist diese Welt in diese Krise gerutscht. Hat Corona die Gehirne verändert? Oder die Impfung dagegen? Sind die Ausländer schuld? Oder unser zu tolerantes System? Die Politik? Ich weiß nur eins, ich will in keiner Welt leben in der alles wahre für falsch erklärt wird und alles falsche für Wahr. Wo immer nur das negative betont und das gut und schöne unterdrückt wird.

Es gibt viele Menschen, die Angst haben. Mit den rasanten Veränderungen nicht mitkommen. Die Komplexität vieler Entscheidungen nicht erfassen können. Sich einfache Lösungen wünschen und Wohlstand ohne Herausforderungen. Das ist verständlich und nachvollziehbar. Und ich will mich hier über niemanden erheben. Allerdings ist die Welt nicht einfach und man kann die Komplexität nicht immer so einfach runterbrechen auf schwarz und weis. Es muss aber auch nicht jeder Professor werden um in dieser unserer heutigen Zeit zurecht zu kommen. Vielmehr braucht es Vertrauen. Vertrauen in unser System und unsere Institutionen. Darauf, dass Menschen in öffentlichen Positionen das gesellschaftliche Wohl im Sinn haben und nicht von Gier und Missgunst getrieben sind. Sicher, es gibt immer auch Ausnahmen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch auch da braucht es Vertrauen, dass unser demokratisches System das regelt. Wir sind nicht machtlos ausgeliefert. Es gibt die Möglichkeit von Petitionen. Es gibt Abgeordnete, denen man schreiben kann. Es gibt im zweifel unabhängige Gerichte. In einer Autokratie oder schlimmer noch Diktatur, gibt es das alles nichtmehr, dann zählt nurnoch die Macht des stärkeren oder reicheren. Sicher, es klingt verlockend, nur einen Menschen an der Macht zu haben, der alles schnell und einfach bestimmen und regeln kann. Ohne lange Diskussionen, ohne Kompromisslösungen. Aber wer sagt einem, dass dieser Herrscher, Präsident, Monarch, das Beste für mich oder die Gesellschaft will? Wer sagt, dass er auf Fragen, Klagen und Probleme eingeht? Dann gibt es keine Einflussmöglichkeiten mehr. Friss oder Stirb. Sei still oder du wirst beseitigt. Was ist dann daran verlockend? Ich weis das demokratische System hat seine Schwächen und unsere Politiker sind auch nur Menschen mit Fehlern und Schwächen. Aber, es ist ein System das sich bewährt hat. Das immerhin versucht Unrecht klein zu halten und das Recht und die Bedürfnisse des Einzelnen zu sehen und zu berücksichtigen. Es darf kritisiert werden. Es kann verbessert werden. Wollen wir eine freie und gleiche Gesellschaft mit Meinungsfreiheit und faktenbasierter Wissenschaft und Medienlandschaft, oder wollen wir der Einfachheit wegen eine "gleichgeschaltete" Gesellschaft die in den Händen weniger liegt und nur bestimmten Menschen, Klassen oder gar Rassen zu gute kommt und alles andere unterdrückt oder beseitigt.

Klar kann man jetzt sagen, jetzt komm doch nicht wieder mit der Nazikeule. Es muss ja nicht gleich wieder so schlimm und extrem werden. Aber wer garantiert das, wenn erstmal wieder nur einer oder nur wenige das sagen haben. Und ja ich höre schon die Kommentare, es haben doch auch jetzt schon nur wenige das sagen. Das ist nicht das gleiche. Klar haben wir einen Kanzler, der auch so einiges alleine entscheiden kann. Allerdings haben wir das Recht ihn zu kritisieren und nach vier Jahren wieder abzuwählen und viele andere Abgeordnete und Politiker haben auch noch ein Wörtchen mitzureden. Wir haben eine freie Presse, die Probleme offen ansprechen kann, die offen diskutieren darf. Wo gibt es das z.B. in Russland oder China oder Iran? Was Meinungsfreiheit? Werden einige jetzt sagen..warum wurden wir unterdrückt, als wir gegen das Impfen waren oder gegen offene Grenzen, gegen Überfremdung, gegen Waffen für die Ukraine? Wo sage ich, wurdet ihr unterdrückt? Diese Diskussionen liefen bis zur Unerträglichkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien und keiner wurde dafür verhaftet. Es gab lediglich Gegenmeinungen und maximal noch Beleidigungen. Das gab es aber auf beiden Seiten. Was als einziges wirklich verfolgt und zum Teil bestraft wurde, war Hassrede und offener Aufruf zu Gewalt und Systemumsturz. Alles andere ist gedeckt von der Meinungsfreiheit. Und wer nicht mit Gegenrede und anderen Meinungen zurecht kommt, sollte einfach nicht in die Öffentlichkeit gehen. Punkt.

Warum lernen wir nichts aus der Geschichte? Was lernt man überhaupt vernünftiges in der Schule?

Über unser Schulsystem könnte ich mich stundenlang aufregen. Nicht, das die Lehrer nicht ihr bestes geben würden, denn das tun sie. Sondern über die Struktur, die Lehrpläne, den Föderalismus und die Ausstattung. Wie soll die nachfolgenden Generationen in dieser Welt zurecht kommen wenn ihnen weder der Umgang mit Geld, noch der Umgang mit anderen Meinungen, noch der Umgang mit den Sozialen Medien beigebracht wird und der Geschichtsunterricht nur als eine Wissensvermittlung ohne Bezug zum Leben vermittelt wird. (sorry Lehrer, das liegt weniger an euch, als am System. Ihr seid super.) Wo gibt es Anleitungen zum Sparen und Investieren? Umgang mit Steuern? Wo Debattierclubs? Wo Aufklärung und Orientierung über das Verhalten und die Gefahren in sozialen Medien? Wo wird einem gezeigt wie man KI am besten Nutzt ohne gegen Regeln zu Verstoßen? Warum ist ein Abitur mehr wert als das andere? Und was resultiert aus diesen ganzen fehlenden Informationen? Die Jugend ist überfordert. Sucht sich eigene Wege und Umgangsformen, ist Betrügern, Hetzern und Extremisten ausgeliefert ohne Rüstzeug wie sie dem begegnen sollen oder sich zurechtfinden sollen. Klar, dafür sind ja auch noch die Eltern da. Oder sollten es zumindest. Und so bleibt es wieder ein Klassenproblem in dem die Ungleichheit nicht überwunden wird. Wer gebildete Eltern mit am besten noch viel Geld hat kommt weiter. Wer das nicht hat muss sehen wo er/sie bleibt. Und dann wundert man sich, dass bei den Wahlergebnissen der jungen Erwachsenen unter 30, die extremen Ränder die meisten Stimmen bekommen.

So..worauf will er denn nun hinaus? Vertrauen, Bildung, Kompetenzen sind zentrale Notwendigkeiten, die unbedingt wieder ausgebaut und erneuert werden müssen um dem Zweifel und Hass, der sich in unsere Gesellschaft frisst wie Rost in Metall Einhalt zu gebieten. Nicht mit Klassenkampf und Radikalität, sondern ruhiger, auf Augenhöhe gehaltene Aufklärung und Richtigstellung. Mit Bezug zum Leben. Und einer Politik die wieder Vertrauen schafft und einer Bildung, die fürs Leben ist und nicht nur für Prüfungen.

Ich schreibe wieder, keine Frage, denn heute ist nicht aller Tage.

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Kommentare

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Robin Ostnervor 20 Tagen

Sehr nice! Bitte mehr davon!

CN

Geschrieben von Christian Naumann

Veröffentlicht am: 12.4.2025
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Ich bin ü40 und habe in meinem Leben viel schönes aber auch viel Mist erlebt. Brüche und Neuanfänge. Interessiere mich für Politik, Gesellschaft, Finanzen, Wissenschaft und Technik, Umwelt und deren Schutz und alles menschliche. Ich wandle zwischen Interlektualität und handwerklicher Basis. Bin weder Doktor noch Professor, sondern ein einfacher Mensch mit vielen Erfahrungen und Interessen. Neugierig und empathisch. Will lieber ein Miteinander als ein Gegeneinander. Dies will ich teilen.

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Zukunft fängt mit einer Vision von ihr an!

Ich bin ein großer Science-Fiction-Fan. Schon als Kind hat mich die Vorstellung fasziniert, dass die Menschheit gemeinsam Herausforderungen meistert, neue Welten entdeckt und dabei nicht nur technologische, sondern auch moralische Fortschritte macht. Besonders mochte ich immer die Geschichten, in denen es nicht der eine Held ist, der alles rettet, sondern ein Team, das gemeinsam Lösungen findet. Menschlichkeit, Kooperation, Erfindungsgeist – das sind für mich die wahren Superkräfte. Was mich an Science-Fiction begeistert, ist nicht das Spektakel, sondern die Hoffnung. Der Glaube daran, dass es besser werden kann – wenn wir es wollen.Was mir dabei auffällt: Es gibt große Unterschiede in der Art, wie Science-Fiction erzählt wird. Amerikanische Filme und Serien strahlen oft einen tiefen Fortschrittsglauben aus. Selbst in düsteren Zukunftsvisionen gibt es meistens einen Weg hinaus. Die Menschheit scheitert nicht einfach, sie lernt dazu. Bei uns in Deutschland hingegen scheint die Zukunft meist grau, bedrohlich oder gleich apokalyptisch. Ob in Filmen wie "Transfer", Serien wie "Dark" oder vielen literarischen Zukunftsvisionen – der Tenor ist oft: Wir sind überfordert, die Technik ist zu mächtig, der Mensch bleibt sich selbst das größte Problem.Natürlich ist das verallgemeinert. Auch in den USA gibt es düstere Dystopien. Und auch hierzulande Ausnahmen. Aber die Grundstimmung scheint sich zu unterscheiden. Wo Amerikaner fragen: "Was können wir tun, um es zu schaffen?", neigen wir dazu zu sagen: "Was wird uns davon abhalten?" Dahinter steckt mehr als nur ein kultureller Stil. Es ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Und vielleicht auch unserer Geschichte.Die deutsche Selbstwahrnehmung ist oft geprägt von Skepsis – gegenüber sich selbst, gegenüber Macht, gegenüber großen Ideen. Euphorie ist uns fremd, Stolz verdächtig. Wir analysieren lieber, als zu träumen. Und manchmal kritisieren wir lieber, als zu gestalten. Das ist verständlich – aber auch schade. Denn Zukunft braucht nicht nur Analyse, sondern auch Vorstellungskraft. Und ein Mindestmaß an Vertrauen: In uns selbst, in andere, in das Mögliche.Was uns fehlt, ist gesunder Stolz. Nicht im Sinne von Überheblichkeit, sondern im Sinne von Selbstvertrauen. Wer schon einmal mit selbstbewussten Menschen zu tun hatte, weiß: Sie strahlen etwas aus. Nicht weil sie perfekt sind, sondern weil sie wissen, dass sie mit Herausforderungen umgehen können. Staaten sind da nicht anders. Ein Staat mit Selbstvertrauen traut seiner Bevölkerung etwas zu – und umgekehrt. Förderung und Eigenverantwortung schließen sich nicht aus, sie beflügeln sich gegenseitig. Wer gefördert wird, kann mehr leisten. Wer mehr leisten kann, übernimmt Verantwortung. Das stärkt wiederum das Vertrauen des Staates – ein Kreislauf, der funktioniert, wenn beide Seiten daran glauben.Dabei haben wir Deutschen allen Grund, an uns zu glauben. Deutschland ist nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch das Land der Reformer, der Erfinder, der Möglichmacher. Humanismus, Aufklärung, der Sozialstaat, die soziale Marktwirtschaft, unser duales Ausbildungssystem – das sind keine Selbstverständlichkeiten. Andere Länder bewundern vieles an unserem System. Nur wir selbst sehen oft nur das, was nicht funktioniert. Wir schauen auf unsere Schatten – und vergessen, wie viel Licht wir schon gespendet haben.Was wir brauchen, ist eine neue Erzählung. Eine, die nicht verklärt, aber auch nicht entmutigt. Eine, die sagt: "Wir haben schon viel geschafft – und wir können noch mehr schaffen." Wie damals, als man sagte: "Wir schaffen das." Es war mehr als ein politischer Satz. Es war ein Moment des kollektiven Selbstvertrauens. Solche Momente brauchen wir wieder. Gerade jetzt.Rutger Bregman hat in seinem Buch "Im Grunde gut" daran erinnert, dass der Mensch von Natur aus kooperativ ist. Yuval Noah Harari zeigt, dass unser Überleben als Spezies vor allem auf Zusammenarbeit und gemeinsamen Vorstellungen beruht. Nicht auf Macht, nicht auf Gewalt, sondern auf Vertrauen und Teamgeist. Wenn wir das ernst nehmen, dann ist Zukunft nichts, wovor man Angst haben muss – sondern etwas, das man gemeinsam gestalten kann.Ein schönes Beispiel dafür liefert der deutsche Autor Andreas Eschbach. In seinen Romanen beschreibt er oft Bedrohungen, technologische Umbrüche, ethische Dilemmata – aber nie ohne Hoffnung. In "Herr aller Dinge" etwa geht es um den Versuch, Armut weltweit zu besiegen. Natürlich tauchen auch Risiken auf, doch die zentrale Botschaft bleibt: Lösungen sind möglich. Fortschritt ist gestaltbar. Und Menschlichkeit bleibt der Kompass.Leider finden solche Geschichten in Deutschland selten den Weg auf die Leinwand. Dabei zeigen sie, dass auch wir große Visionen haben. Visionen, die nicht in Angst wurzeln, sondern in Verantwortung. Und in der Überzeugung, dass eine bessere Welt möglich ist – wenn wir sie uns vorstellen können.Zukunft fängt mit einer Vorstellung davon an. Lasst sie uns nicht den Pessimisten oder Extremisten überlassen.

8.5.2025 Lesezeit: 4 min

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